Das Bild, das viele Menschen mit Hypnose verbinden, sieht in etwa so aus: Ein aus einer größeren Menge ‚zufällig‘ Ausgewählter steht oder sitzt auf einer Bühne und wird von einem Hypnotiseur in einen tranceähnlichen Zustand gebracht. In diesem Zustand macht er Dinge, die er sonst nicht machen würde oder bekommt Befehle suggeriert, die er, zu seinem eigenen Erstaunen, nach Beendigung der Trance auf Verlangen des Hypnotiseurs ausführt. Da werden je nach Vorliebe des Hypnotiseurs Arme steif, Menschen bellen auf Befehl oder machen andere Dinge, die sie nicht willkürlich steuern sondern durch äußere Reize ausgelöst werden.
Wenn das auch dein Bild von Hypnose ist, dann lohnt es sich weiter zu lesen – gerne zeige ich dir, was Hypnose auch (oder eher) sein kann.
Was ist eigentlich Hypnose?
Hypnose wird oft als Zustand erhöhter Aufmerksamkeit bei gleichzeitiger tiefer Entspannung beschrieben. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch klingt, ergibt bei genauerer Betrachtung durchaus Sinn. Durch die Einleitung der hypnotischen Trance, auch Induktion genannt, wird die Aufmerksamkeit von außen nach innen gelenkt. Die Atmung wird ruhiger, der Puls geht runter und die Hirnaktivität verändert sich in bestimmten Arealen. Die Hemmschwelle, auf Reize von außen zu reagieren, sinkt (ist aber immer noch vorhanden – ein Verlassen des Zustands ist für den Klienten also jederzeit möglich).
Gleichzeitig steigt in diesem Zustand die Fähigkeit, sich auf eine Sache, wie z.B. die Stimme des Hypnotiseurs, zu konzentrieren. Geräusche im Außen werden genau so wie aufkommende Gedanken wahrgenommen, müssen aber nicht weiter bewertet oder bedacht werden. Am ehesten ist der Zustand mit dem Moment kurz vor dem Einschlafen vergleichbar: man ist noch wach, aber in einem sehr angenehmen und ruhigen Zustand, den man eigentlich nicht verlassen will. Dabei ist noch zu erwähnen, dass der Zustand der hypnotischen Trance unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Während einige Klienten ganz tief ‚weg“ sind, haben andere den Eindruck, dass sich im Vergleich zum Wachzustand nichts verändert hat. Für den Erfolg der hypnotischen Arbeit macht es aber keinen Unterschied, wie tief du die Trance empfindest.
Dem Hypnotiseur willenlos ausgeliefert?
Wir bereits geschrieben ist in der hypnotischen Trance die Motivation, etwas an diesem angenehmen Zustand der Entspannung zu ändern, sehr gering. Von nahezu allen Klienten wird dieser Bewusstseinszustand als sehr entspannend und durchweg positiv beschrieben. Es ist also keineswegs so, dass du in diesem Zustand gefangen bist, sondern du einfach keine Lust hast, ihn zu verlassen. Sollte sich das ändern, weil z.B. der Hypnotiseur Dinge von dir verlangt, die dir unangenehm sind, kannst du jederzeit den Zustand verlassen, aufstehen und gehen. Niemand, der sich in einer hypnotischen Trance befindet, kann dazu gezwungen werden, etwas gegen seine Überzeugung zu tun! Wenn du im Wachzustand nicht nackt durch die Fussgängerzone laufen würdest, machst du das auch nicht in Trance.
Der hypnotische Trancezustand ist im übrigen nichts aussergewöhnliches. Du befindest dich sogar mehrmals täglich in solch einem Zustand: kurz nach dem Aufwachen, kurz vor dem Einschlafen oder beim konzentrierten Anhören eines Hörbuchs. Hast du schon einmal Kinder vor dem Fernseher gesehen, abgekoppelt von allen äußerlichen Einflüssen? Auch sie befinden sich in einem Trancezustand. Kinder im Alter von bis zu 6 Jahren sind übrigens permanent in diesem Zustand und daher besonders leicht zu beeinflussen. Eltern sollten sich darüber bewußt sein, dass alle Einflüsse in diesen ersten sechs Lebensjahren einen signifikanten Einfluss auf die weitere Entwicklung ihres Kindes hat.
Doch zurück zu unserer Showhypnose: warum machen Menschen auf einmal unbewußt Dinge, die sie eigentlich gar nicht tun wollen? Die Kunst hierfür liegt weniger in den Hypnosekenntnissen des Bühnenhypnotiseurs, sondern mehr in einer sehr guten Auffassungsgabe, einer großen Portion Menschenkenntnis und nicht zuletzt einem Showtalent, das am ehesten mit dem eines Magiers oder Zauberers vergleichbar ist. Mehr dazu teile ich gerne mit dir in einem der folgenden Beiträge.